So richtig glauben kann er es an diesem Nachmittag noch nicht. Tobias Neifeind - groß, schlanke Statur - sitzt an seinem neuen Schreibtisch an der Peiterstraße in Kellen. Verwaltung Münze, Erdgeschoss, Gang rechts, erste Tür links. "Einrichtungsleitung ,Die Münze‘" ist dort zu lesen. "Es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen", sagt Tobias Neifeind und schaut hoch. Seine Stimme klingt ehrfürchtig. Tobias Neifeind ist angekommen, und zwar dort, wo er vor 24 Jahren angefangen hat. "Schon verrückt", so sagte er es auch vor Wochen zu Vorstand Rainer Borsch.
Tobias Neifeind, 51 Jahre alt, ist Sozialpädagoge und systemischer Therapeut aus Bedburg-Hau. Nach seinem Studium in Köln absolvierte er im Jahr 1999 sein Anerkennungsjahr in der Münze. Dort ist er geblieben bis zum Jahr 2020 - zuerst als Mitarbeiter in der Diagnosegruppe, dann fünf Jahre lang als Leiter der Wohngruppe Rolandstraße und von 2012 bis 2020 als Leiter der Wohngruppe An der Spoy. Es folgte eine berufliche Neuorientierung. Nach einer Station beim Netzwerk war er zuletzt beim SOS-Kinderdorf Niederrhein in den Erziehungsstellen, für die Pflegefamilien und in der Betreuung und Beratung beschäftigt. "Der Kontakt zum Caritasverband ist jedoch immer geblieben", sagt Tobias Neifeind.
Das wusste auch Elke Kotthoff, Leiterin des Fachbereichs Kinder, Jugend und Familie. Sie freute sich, als Tobias Neifeind sich auf die Stelle der Einrichtungsleitung bewarb: "Tobias Neifeind ist ein Gesicht der Münze. Er weiß, was bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig ist. Er weiß auch, was es heißt, Doppeldienste zu schieben. Und er weiß, wie es sich anfühlt, an Grenzen zu stoßen, ein Team zu motivieren. Tobias Neifeind ist einer von allen!" Das zeigen auch die ersten Reaktionen der langjährigen Kolleg:innen. Sie freuen sich auf ihn.
Für Tobias Neifeind selbst ist die teilstationäre und stationäre Kinder, Jugend- und Behindertenhilfeeinrichtung ein "super Laden". "Die Münze hat unheimlich viele gute und motivierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich für die Kinder und Jugendlichen einsetzen, sich engagieren, um ihnen einen sicheren Lebensort zu bieten", sagt Tobias Neifeind und ergänzt: "Hier werden alle positiv angenommen. Sie sind willkommen, können zur Ruhe kommen und sich sicher fühlen. Wir geben ihnen Dinge, die sie vorher nicht hatten. Fürsorge, Struktur und Werte zum Beispiel."
Was es dafür braucht, sind Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit einer entsprechenden Haltung. "Wer in der Münze arbeitet, für den ist der Arbeitsalltag nicht nur ein Job, sondern eine Berufung", sagt Tobias Neifeind. Das sei auch eines seiner Ziele: Das Gefühl der besonderen Arbeit zu etablieren. Dazu möchte er nicht nur jeden einzelnen - von der Reinigungskraft und Haushälterin bis zu den jungen, neuen Kollegen und der erfahrenen Gruppenleitung - mit seiner fachlichen Expertise miteinbeziehen, sondern auch die Kolleg:innen aus den anderen Diensten des Fachbereiches. Hinzu kommen thematische Schwerpunkte wie die Traumapädagogik, die tiergestützte Pädagogik und der systemische Gedanke. "Hier ist schon einiges in den vergangenen Jahren angelaufen, dass ich in den nächsten Jahren vertiefen möchte", sagt Tobias Neifeind. Er denkt zum Beispiel an weitere Fortbildungen zum Thema Trauma oder an Hunde für die Wohngruppen. Tobias Neifeind brennt. Für die Münze. Es ist, wie er sagt, sein Zuhause, seine berufliche Heimat.