Nach Angaben des SchuldnerAtlas 2020 sind aktuell rund 6,85 Millionen Verbraucher in Deutschland überschuldet. Die Überschuldungsquote liegt somit bei 9,87 Prozent. Im Ranking der Überschuldungsquoten nach Kreisen und kreisfreien Städten liegt der Kreis Kleve auf Platz 281 von 401. 2020 lag hier die Quote bei 10,56 Prozent. "Bei etwas mehr als 313.000 Einwohnern sind das fast 33.000 Menschen im Kreis", sagt Rita Fergen. Sie leitet die Schuldner- und Insolvenzberatung beim Caritasverband Kleve. Unterstützt wird sie von den Schuldnerberatern Heidrun Hendricks-Welskop, Anke Pooth, Stefan Schraven und Elke Trepmann sowie den Verwaltungsmitarbeiterinnen Chris Sachinidou-Gastens, Elena Grabinski und Monika Kunst. Beim Caritasverband Geldern-Kevelaer gibt es ebenfalls eine Schuldner- und Insolvenzberatung.
Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle des Caritasverbandes Kleve hat ihren Sitz an der Arntzstraße 9 in Kleve.Julia Lörcks
Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle des Caritasverbandes Kleve gibt es seit 1987 - damals ist sie als Pilotprojekt gestartet. Fünf Jahre später wurde der Fachdienst Schuldner- und Sozialberatung beim Caritasverband Kleve gegründet. Seit 1999 ist die Einrichtung auch anerkannte Verbraucherinsolvenzberatungsstelle. Das heißt: Die Mitarbeitenden beraten und unterstützen verschuldete Personen ebenfalls im außergerichtlichen Einigungsversuch mit den Gläubigern. Außerdem werden zum Beispiel P-Konto-Bescheinigungen ausgestellt. Das sind Bescheinigungen zur Erhöhung des Grundfreibetrages auf dem Pfändungsschutz-Konto (P-Konto).
Im Jahr 2020 verzeichnete die Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes Kleve insgesamt 1417 Klienten. Dies waren Angestellte, Selbstständige, Rentner, Schüler und Arbeitslose. Die Langzeitarbeitslosen mit Sozialleistungsbezug bilden mit 652 Ratsuchenden (44 Prozent) die stärkste Gruppe. Insgesamt sind es etwas mehr Frauen als Männer, die größte Anzahl gibt es bei den 30- bis 39-Jährigen mit 339 (24 Prozent) und bei den Langzeitarbeitslosen mit 652 (44 Prozent).
Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Schuldnerberatung belegen zahlreiche Studien die vielfältigen positiven Wirkungen von Sozialer Schuldnerberatung sowohl für Betroffene und ihre Angehörigen als auch für die Gesellschaft. Bei den Überschuldeten zeigen sich diese - so steht es auch im aktuellen Forderungspapier der AG Schuldnerberatung der Verbände (SBV) zur Aktionswoche 2021 - insbesondere in der Existenzsicherung, der Schuldenregulierung, der nachhaltigen Verbesserung ihrer wirtschaftlichen, beruflichen, familiären, sozialen und gesundheitlichen Situation und der Wiederherstellung ihrer wirtschaftlichen und persönlichen Handlungskompetenz. Dennoch steht die Finanzierung auf wackeligen Beinen. So werden ausschließlich die Insolvenzberatungen vom Land sowie die Schuldnerberatungen für Bezieher von Sozialleistungen (SGB II) und der Grundsicherung (SGB X) vom Kreis refinanziert. "Überschuldung ist allerdings nicht an einer gewissen Klientel festzumachen. Im Gegenteil: Die private Überschuldung ist in Deutschland ein gesamtgesellschaftliches Problem", sagt Fergen.
Die Schuldnerberatung der Caritas in Kleve.Julia Lörcks
Wie die AG SBV fordert sie ein Recht auf Schuldnerberatung für alle. Außerdem müsse die Finanzierung der Schuldnerberatung eine angemessene personelle und materielle Ausstattung der Schuldnerberatungsstellen ermöglichen und die Berücksichtigung tariflicher Löhne, Verwaltungs- und Sachkosten sowie regelmäßige Fortbildungen und Angebote der Supervision umfassen. "Die Ratsuchenden der sozialen Schuldnerberatungen verändern sich. Neben der Verschuldungsproblematik gehen andere Themen einher. Die Berater brauchen Zeit sich diesen komplexen Themen anzunehmen. Wir brauchen angemessene Refinanzierungsstrukturen, um ein gute soziale Schuldnerberatung für jeden anbieten zu können", so Fergen. Die AG SBV fordert zudem die Löschung von negativen Merkmalen bei der Schufa. "Menschen mit negativen Merkmalen bei Auskunfteien haben auf dem freien Wohnungsmarkt kaum eine Chance, eine Wohnung zu finden. Wohnen ist jedoch ein Grundbedürfnis und jeder Mensch sollte einen angemessenen Wohnraum zur Verfügung haben, egal in welcher finanziellen Situation er sich befindet."
Kontakt zur Schuldnerberatung: Caritasverband Kleve, Schuldner- und Insolvenzberatung, Arntzstraße 9, 47533 Kleve. Telefon: 02821 7209220, E-Mail: schuldnerberatung@caritas-kleve.de. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr sowie Freitag von 9 bis 12. Einmal in der Woche sind die Berater auch in Kalkar (montags), Goch (dienstags), Rees (mittwochs) und Emmerich (donnerstags) vor Ort. Persönliche Beratungstermine sind derzeit nur nach telefonischer Anmeldung möglich.
Aktionswoche auch auf den Social-Media-Kanälen des Caritasverbandes Kleve: "Der Mensch hinter den Schulden" heißt der Titel der 22. bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung. Sie findet vom 7. bis zum 11. Juni statt und wird in dieser Zeit auch Thema auf den Social-Media-Kanälen des Caritasverbandes Kleve sein. Weitere Infos zur Aktionswoche unter www.aktionswoche-schuldnerberatung.de