Edelgard Löchel übergibt den Zauberstab an Holger Brauer. Fachbereichsleiter Dirk Wermelskirchen wünscht beiden alles Gute.Julia Lörcks
Sie geht nicht gern. Nach 13 Jahren im Dienst für den Caritasverband Kleve nimmt Edelgard Löchel Abschied. Nach 13 Jahren im Dienst für den Menschen, davon acht Jahre als Leiterin der Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien geht sie Ende des Monats in die passive Altersteilzeit.
Für Edelgard Löchel, die ihr Berufsleben lang Vollzeit gearbeitet hat, ein großer Schritt. Für den Klever Wohlfahrtsverband ein großer Verlust. Nicht umsonst haben ihre Kollegen ihr jüngst das "bunte" Verdienstkreuz verliehen. Auch Vorstand Rainer Borsch dankt Edelgard Löchel für "ihre außerordentlich qualifizierte und engagierte Arbeit" in der Beratungsstelle des Caritasverbandes. Für den jetzt beginnenden Lebensabschnitt wünscht er alles Gute: "Ich hoffe auch, dass die Planungen für eine Weltreise nicht allzu lange auf eine Umsetzung warten müssen".
Edelgard Löchel, 63 Jahre alt, ist durch ihre langjährige Lebensgefährtin und seit August 2020 Ehefrau Petra Rommen zum Caritasverband Kleve gekommen. Groß vorstellen musste sie sie damals nicht. Denn Edelgard Löchel, die jahrelang das Klever Frauenhaus geleitet hat und auch Mitbegründerin der Frauenberatungsstelle Impuls in Goch war, ist bestens vernetzt. Das zeigt auch ihre Vita. Ausbildung zur Erzieherin, Sozialpädagogin und Psychotherapeutin. Löchel hat zuvor in einem Kindergarten, in der stationären Jugendhilfe, in einer Jugendfreizeiteinrichtung, für eine Blindenzeitung, in einem Kulturamt sowie in einer Essener Frauenberatungsstelle gearbeitet. Beim Caritasverband Kleve hat sie 2008 im Bereich Wohnhilfen angefangen und wechselte kurze Zeit später in die Erziehungsberatung (EB), den heutigen Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien in Kleve, Goch und Emmerich am Rhein. "Die Qualifizierung von Kindertageseinrichtungen war mein erstes Projekt", erinnert sich Löchel. Das Besondere an der EB sei ihrer Meinung nach die vielschichte Arbeit - von der Beratung für Eltern mit Babys und Kleinkindern über Entwicklungsstörungen bis hin zu Themen der Zeit wie Medien, Mobbing, Trennung und Scheidung oder ganz aktuell sexualisierter Gewalt. Dazu kommen Netzwerk- und Teamarbeit. Apropos Team: Die Leitung der mittlerweile 17 Mitarbeitenden an drei Standorten hat sie seit 2013 inne. Dirk Wermelskirchen, Fachbereichsleiter Kinder, Jugend und Familie, sagt dazu: "Es ist herausragend, was Edelgard Löchel in den vergangenen Jahren geleistet hat. Nicht nur, dass sie viel Wissen und Erfahrung mitbringt. Sie weiß auch immer, wie und wen sie ins Boot holen möchte und strahlt im Spagat zwischen Leitungs- und Beratungsfunktion eine besondere Ruhe aus."
Ruhe, die auch ihr Nachfolger Holger Brauer (45) gut gebrauchen kann. Doch als "Kind" des Caritasverbandes Kleve, vor allem aber als langjähriges Teammitglied der Erziehungsberatung weiß er um die gewachsenen Strukturen. "Mein erstes Ziel ist es, den Übergang gut zu gestalten", sagt Brauer, der sich auf die neue Aufgabe sehr freut. Seine Vita ist kürzer, aber nicht weniger bedeutend: Nach dem Studium der Sozialpädagogik in Düsseldorf und einem Anerkennungsjahr beim Kreisjugendamt ist er im Jahr 2003 zur Erziehungsberatung des Caritasverbandes Kleve gewechselt und hat hier berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Erziehungs- und Familienberater absolviert.
Heißt: Von Anfang an arbeitet Brauer in der Beratungsstelle - schwerpunktmäßig mit Jungs und männlichen Jugendlichen sowie bei den Themen digitale Medien sowie Trennung und Scheidung ist er federführend beteiligt. Er hat den Fachdienst geprägt und wachsen sehen. So leitet er beispielsweise die "Pusteblume", das Gruppenangebot für Kinder, die von der Trennung ihrer Eltern betroffen sind.
"Die Themenfelder der Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien orientieren sich am Puls der Zeit, an den gesellschaftlichen Entwicklungen. Als ich damals anfing, gab es zum Beispiel Facebook noch nicht. Heute sind soziale Netzwerke nicht mehr wegzudenken", beschreibt Brauer seine Arbeit. Diese sei nicht nur komplex, sondern auch nie richtig abgeschlossen. "Es gibt immer neue Entwicklungen. So werden uns in den nächsten Jahren die Folgen der Corona-Pandemie beschäftigen, die schon jetzt sichtbar werden, in ihrer Gesamtheit aber nur erahnt werden können", sagt Brauer. Beim Blick in die Zukunft denkt er zudem an Themenfelder wie sexualisierte Gewalt und Täterarbeit. "Weiterführen und weiterentwickeln", so benennt auch Fachbereichsleiter Dirk Wermelskirchen die zukünftigen Aufgaben von Holger Brauer.
Dass er das gut kann, davon ist Edelgard Löchel überzeugt: "Holgers Vorname steht für Humor und Offenheit, für die Liebe zur Arbeit, Gelassenheit kann er noch ein bisschen erkunden, dafür ist er sehr ehrlich und respektvoll." Mit den besten Wünschen überreicht sie ihm einen Zauberstab. Auch Vorstand Rainer Borsch ist sich sicher, dass mit Holger Brauer der richtige Leiter für die Beratungsstelle gefunden wurde. "Ich wünsche Holger Brauer für seine neue Aufgabe viel Erfolg und Gottes Segen."
Info - die Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien
Die Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Familien gibt es in Kleve, Goch und Emmerich am Rhein. Menschen von 0 bis 26 Jahren sowie Begleitpersonen und Fachleute können von dem kostenlosen Angebot des Caritasverbandes Kleve Gebrauch machen. Neben der klassischen Erziehungsberatung mit den unterschiedlichen Themen und Angeboten gehören die Sprachkita, familyplus, das Waldhaus, die Kurberatung und die Fachstelle für Suchtprophylaxe zum Aufgabenfeld der Beratungsdienste.
Die Beratungsstellen für Kinder, Jugendlichen und Familien bieten sowohl persönliche, als auch telefonische und Online-Beratungen an. Terminabsprachen erfolgen über die Sekretariate an den jeweiligen Standorten in Kleve (02821 7209-300), Goch (02823-928636-600) und Emmerich am Rhein (02822-10829).