Stefan Schraven bietet beim Caritasverband Kleve Sozial- sowie Insolvenz- und Schuldnerberatung an.Julia Lörcks
Stefan Schraven (45) hat schon viel gesehen. Seit mehr als 16 Jahren arbeitet er für den Caritasverband Kleve. Doch was er seit dem Jahreswechsel 2020/2021 erlebt, macht selbst den Diplom-Sozialpädagogen und Diplom-Sozialarbeiter stutzig.
"Im Januar habe ich 260 Euro für Lebensmittelgutscheine ausgegeben, im Februar waren es 170 Euro. Das macht 430 Euro für die ersten beiden Monate - eine Summe, mit der wir sonst mindestens ein halbes Jahr auskommen." Und nicht nur das: Er und Michael Rübo von der Klever Tafel haben festgestellt: Es sind nicht nur mehr geworden, auch das Klientel habe sich verändert. "Wir sprechen hier nicht von Junkies, die plötzlich ihr Portemonnaie verloren haben, sondern von Familien, von verzweifelten Männern und Frauen, die aufgrund von Corona und Kurzarbeit noch gerade so ihre Wohn- und Nebenkosten bezahlen können, dann aber kein Geld mehr für Lebensmittel und Hygieneartikel haben", sagt Stefan Schraven.
In solchen Fällen ist die Sozialberatung des Caritasverbandes Kleve für viele Betroffene erster Ansprechpartner und letzte Hoffnung zugleich. "Wir vermitteln Hilfe und haben dafür verschiedene Bausteine, die wir nutzen können", erklärt Schraven. Als allererstes wird geschaut, ob der Rat- und Hilfesuchende Leistungsansprüche hat. Falls das nicht der Fall ist, wenden wir uns an die jeweiligen Tafeln oder Vinzenzkonferenzen. "Bei einer Tafel erhalten die Menschen Lebensmittel, von den Vinzenzkonferenzen meist Geld, um schnell und unbürokratisch zu handeln, damit Strom und Wasser nicht abgestellt werden", erklärt Schraven. Er ergänzt: "Bei kleineren Anschaffungen sind es meist die lokalen Netzwerke, die uns helfen. Bei größeren Sachen stellen wir sogenannte Lichtblicke-Anträge."
Zum Hintergrund: Die Aktion Lichtblick e.V. unterstützt seit 1998 Kinder, Jugendliche und ihre Familien in NRW, die materiell, finanziell und seelisch in Not geraten sind. Dafür muss zuvor ein Sozialbericht geschrieben und ein Antrag mit entsprechenden Nachweisen von einem Träger gestellt werden. Der Fachbereich Soziale Hilfen des Caritasverbandes Kleve hat allein im Jahr 2021 schon sieben Anträge in Höhe von 650 bis knapp 3300 Euro gestellt. Daraufhin entscheidet ein Kuratorium einmal im Quartal über die Mittel, die der Wohlfahrtsverband treuhänderisch für die Menschen in Not verwaltet. "Gleichzeitig bemühen wir uns auch immer um eine Rückführung der Mittel, damit möglichst viele Menschen von diesen Hilfen profitieren", erklärt Stefan Schraven.
Für Rita Fergen, die den Fachbereich Soziale Hilfen beim Caritasverband Kleve leitet, hat die Sozialberatung eine Art "Clearing-Funktion". Sie nimmt die Entwicklung, von der ihr Kollege berichtet, sehr ernst. "Die Not verschiebt sich. Hier bricht nichts weg, hier kommt was hinzu. Unsere Aufgabe als Caritas ist es, darauf aufmerksam zu machen."
Info - Sozialberatung in vier Städten
Sozialberatung Der Caritasverband Kleve bietet in den Städten Kleve, Emmerich am Rhein, Rees und Kalkar Sozialberatung an. Diese wird zum Teil von den Kommunen und/oder den Kirchengemeinden refinanziert. "Für weitere Angebote sind wir gesprächsbereit", sagt Fachbereichsleiterin Rita Fergen.
Spenden Um schnelle Hilfen in Form von Lebensmittelgutscheinen - im Schnitt werden Gutscheine im Wert von 20 Euro ausgegeben - zu leisten, ist der Caritasverband Kleve auf Spenden angewiesen. Da der Bedarf enorm gestiegen ist, wurde ein weiteres Spendenkonto eingerichtet:
Darlehenskasse Münster
IBAN DE94 4006 0265 0004 0660 00
BIC GENODEM1DKM
Verwendungszweck: Spende Sozialberatung