Dass sie einmal im Klever Kolpinghaus stehen und auf 20 Jahre erfolgreiche Netzwerkarbeit zurückblicken werden, daran haben Alexia Meyer vom Caritasverband Kleve, Dr. Christoph Baumsteiger von der LVR-Klinik in Bedburg-Hau und Helmut Woerner, Gerontologe aus Kleve, im Jahr 2004 nicht gedacht. Im Gegenteil, den drei Gründungsmitglieder:innen war es damals eine Herzensangelegenheit, dementiell erkrankte Personen und ihre Angehörigen zu unterstützen. "Wir wollten die Krankheit aus der Tabuszene holen, Aufklärung betreiben und Angebote zur Unterstützung schaffen", sagt auch Dr. Christoph Baumsteiger. Heute, 20 Jahre später, ist es weit mehr als das: das Netzwerk Demenz im Kreis Kleve ist eine feste Größe, wenn es um die Krankheit und ihre Folgen für Familie und Freunde geht. Ihre Erfolgsformel lautet: medizinische Aufklärung, unterstützende Angebote und ein humorvoller Umgang.
Das wissen auch Paula Backhaus und Stefan Rouenhoff. Die stellvertretende Landrätin des Kreises Kleve und der CDU-Bundestagsabgeordnete waren beide zur Feierstunde ins Klever Kolpinghaus gekommen, um sich für die Arbeit des Netzwerkes zu bedanken. "Im Kreis Kleve sind rund 6500 Menschen dementiell erkrankt, für sie, vor allem aber für ihre Angehörigen ist das Netzwerk auf vielfältige Art und Weise da", sagt Stefan Rouenhoff.
Moderiert wurde die Jubiläumsveranstaltung von Alexia Meyer. Paula Backhaus und Stefan Rouenhoff hielten Grußworte.Julia Lörcks
"Die Angehörigen sind die wahren Helden des Alltags", sagt auch Alexia Meyer, die an dem Nachmittag durchs Programm führte. Als ehemalige Pflegefachkraft und Sozialpädagogin weiß sie um die familiären Belastungen: "Aus diesem Grunde ist es uns auch immer wieder ein Anliegen, Unterstützungsangebote aufzuzeigen. Denn je gelassener die Menschen mit der Krankheit umgehen können, desto besser ist die Gesamtsituation für alle Beteiligten."
Bei der Feierstunde "20 Jahre Netzwerk Demenz" ging es nicht nur um den Rückblick, der im Jahr 2004 mit einem Demenzwegweiser begann, sondern auch um den Ausblick. Diesen stellte Pia Breulmann vor. Als Mitarbeiterin des Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz Niederrhein sorgt sie seit einigen Jahren für die Struktur des Netzwerkes. Unter anderem hat sie sich im vergangenen Jahr um eine Netzwerkförderung bemüht. "Die Mittel verschaffen uns nun ganz andere Möglichkeiten. Wir möchten unser Engagement verstärken und unsere Kooperationen ausbauen", sagt Pia Breulmann. So wird das Netzwerk Demenz im kommenden Jahr unter anderem die Demenztage in Goch unterstützen. Die Corona-Pandemie habe zudem gezeigt, dass auch digitale Angebote nachgefragt werden.
Über das Jahr verteilt bietet das Netzwerk insgesamt sechs bis acht Veranstaltungen im Kreis Kleve an. "Das können sowohl Vortragsveranstaltungen, Fachtagungen und Filmabende als auch Präventionsabende, Schulungen und Angehörigengruppen sein", sagt Dr. Christoph Baumsteiger. Er erinnert sich gern an die Tagung "Leben im Alter" in der Gesamtschule Mittelkreis in Goch oder an den Filmabend "Eines Tages" im Klever Kino. "Zuletzt waren wir in einer Tagespflege in Emmerich am Rhein und haben dort 40 Interessierten zuerst die medizinischen Aspekte dargelegt und anschließend die Hilfsangebote vorgestellt. Und natürlich war an diesem Abend auch noch jede Menge Zeit für Fragen", sagt Dr. Christoph Baumsteiger.
Tanzen hilft: Ein fester Termin im Jahreskalender des Netzwerkes Demenz ist der „Tanz im Mai“ für demenziell Erkrankte und deren Angehörige im Klever Kolpinghaus. Das Bild stammt aus dem Jahr 2013. Für 2025 steht der Termin schon fest: Es ist der 14. Mai.Netzwerk Demenz
Eine Veranstaltung hat sich im Laufe der Jahre übrigens fest etabliert - der "Tanz im Mai" im Klever Kolpinghaus für Betroffene wie Angehörige. "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Tanzen das Alzheimer-Risiko um 75 Prozent reduziert", weiß Dr. Christoph Baumsteiger und ergänzt: "Generell hilft geistige und körperliche Aktivität - am besten 30 Minuten pro Tag." Der Termin fürs nächste Jahr steht auch schon fest: Es ist der 14. Mai. "Wie immer im Klever Kolpinghaus", sagt Alexia Meyer, die damit auch ihren Dank an Georg Hiob ausspricht. "Herr Hiob ist ein verlässlicher Kooperationspartner. Auch wenn mal 50 Gäste mehr kommen, nie stellt es ein Problem dar."
Info - Das ist das Netzwerk Demenz
Aktuell besteht das Netzwerk Demenz im Kreis Kleve aus 17 Akteuren: Pia Breulmann (Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Niederrhein), Alexia Meyer (Caritasverband Kleve e.V.), Elke Ferme (Lebenshilfe Gelderland), Dr. Frank Kuczera (Clemens-Hospital Geldern), Dr. Christoph Baumsteiger (LVR-Klinik Bedburg-Hau), Holger de Lange (Ev. Stiftung Kleve), Sylvia Biester (Ev. Stiftung Kleve), Andreas Kunze (Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V.), Kirsten Lommen (katholisches Bildungsforum Kleve), Dorothee Maliszewski-Makowka (LVR-Klinik), Tim van Bergen (LVR-Klinik), Kreis Kleve, Manuel Gietmann (Diakonie im Kirchenkreis Kleve), Helmut Woerner (freiwillig engagiert), Alexandra Maywald (Seniorenbüro Goch), Volker Schoelen (Gemeinde Weeze) und Kateryna Lamers (Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Kreis Kleve).