Markus BeckersJulia Lörcks
Die meisten Menschen, die den Weg zu Markus Beckers ins Büro an der Hoffmannallee in Kleve oder ins Familienbüro der Stadt Emmerich an der Steinstraße finden, kommen aus Osteuropa und haben Probleme mit dem Wohn- oder Kindergeld. Die Rede ist von erwachsenen Zuwanderern. Innerhalb der ersten drei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland steht ihnen das Angebot der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer - kurz: MBE - zur Verfügung.
"Die MBE ist ein bundesgefördertes Beratungsangebot und Bestandteil des Integrationsangebotes des Bundes", sagt Arne Jansen, Fachdienstleiter Integration und Migration beim Caritasverband Kleve. Es zielt darauf ab - so schreibt es auch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat - zugewanderte Personen bei ihrer sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration zu unterstützen.
Seit 2005 gibt es anerkannte Anlauf- und Beratungsstellen für Menschen mit Einwanderungsgeschichte in ganz Deutschland. Die Freie Wohlfahrtspflege sowie der Bund der Vertriebenen (BdV) sind Träger der MBE und organisieren die Beratung vor Ort. Die Klever Caritas hält das kostenlose Angebot seit April 2015 für den Nordkreis Kleve vor.
Mit Erfolg - das belegen zumindest die Zahlen von Markus Beckers, der seit zwei Jahren für den Caritasverband Kleve arbeitet. 2020 zählte seine Statistik insgesamt 351 Fälle. Im ersten Halbjahr 2021 sind es bereits 221 Fälle. "Das Angebot wird sehr gut angenommen. Der Zulauf ist so groß, dass ich bislang nur in Kleve und Emmerich tätig sein kann", sagt Markus Beckers. Er macht damit auf ein bundesweites Problem aufmerksam: die fortdauernde Überlastung der MBE.
Bundesweit kommen 300 Beratungsfälle pro Vollzeitkraft. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) fordert mittelfristig ein Absenken auf 150 Fälle sowie eine Aufstockung der MBE-Förderung um mindestens zehn Millionen Euro im Haushaltsjahr 2022 auf insgesamt 81,2 Millionen Euro und eine Absicherung der Ausstattung der Folgejahre. Der Caritasverband Kleve unterstützt diese Forderung. "Um eine qualifizierte Beratungsleistung zu gewährlisten, müssen die MBE entlastet werden", sagt Arne Jansen. Markus Beckers ergänzt: "Durch die Corona-Pandemie sind Beratungen noch einmal komplexer geworden. Die Agentur für Arbeit beispielsweise ist für die Zugewanderten immer noch nicht erreichbar. Wir waren fortlaufend für unsere Klienten da." Seinen Erfahrungen zufolge ist es mit einer Beratung auch nicht getan. So zählt Markus Beckers bei den normalen Fällen im Schnitt fast zwei Gespräche. Beim Case-Management - im Jahr 2020 waren das immerhin 100 Fälle - fast neun Gespräche pro Fall.
Neben der sozialpädagogischen Beratung und Begleitung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte soll bei der MBE auch Netzwerkarbeit erfolgen. "Wir sind Berater, Netzwerker, für die interkulturelle Öffnung von Strukturen zuständig und Öffentlichkeitsarbeiter zugleich", sagt Markus Beckers.
Für Arne Jansen und Markus Beckers viele gute Gründe, um zu sagen: "Der Bedarf für eine zweite Stelle ist da. Auch die Finanzierung müsste noch einmal aufgestockt werden."
Info - Aktionstag und Kontakt
Aktionstag: Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege will die MBE sichtbarer machen und ruft zu einem Aktionstag auf. Vorgesehen ist dafür der 30. Juni 2021. Der Termin wurde aufgrund der anstehenden Bundestagswahl vorgezogen. Normalerweise findet der Aktionstag im Herbst statt.
Kontakt: Caritasverband Kleve, Migrationsberatung, Markus Beckers, Telefon: 02821 7209-750, E-Mail: m.beckers@caritas-kleve.de. In den ungeraden Wochen bietet Markus Beckers mittwochs von 14 bis 16 Uhr auch eine offene Sprechstunde im Ebkes - Familienbüro der Stadt Emmerich, Steinstraße 10, an.