Gastredner war Heribert Prantl.Julia Lörcks
Der Gastredner skizzierte mit feinen Federstrichen den Zustand der deutschen Gesellschaft und legte ein flammendes Bekenntnis zur Demokratie ab. Zuvor ging Stephan von Salm-Hoogstraeten, Vorstandsmitglied des Caritasverbands Geldern-Kevelaer, in seiner Begrüßung auf die Arbeit der Caritas ein, die auch in Coronazeiten im Dienst für die Menschen - sei es in der Pflege, der Kinderbetreuung oder den Beratungen - aktiv war. "Unsere Beratungsstellen waren immer geöffnet. Gerade als Caritas haben wir Wert darauf gelegt, dass wir ansprechbar waren. Insbesondere für die, die durch Corona einen erhöhten Beratungsbedarf hatten" so von Salm-Hoogstraeten. Mit Blick auf das Jahresmotto des Deutschen Caritasverbands "#DasMachenWirGemeinsam" formulierte der Caritasvorstand den Wunsch, gemeinsam durch die weitere Zeit mit und nach Corona zu kommen. Von Salm-Hoogstraeten: "Herausforderungen gibt es dabei genug, die heute und auch in Zukunft eine bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft spielen werden. Mit Blick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen sind dies die Themen Pflege, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz."
Neben Sven Kaiser, Bürgermeister der Stadt Geldern, hielt auch Landrätin Silke Gorißen ein Grußwort. Sie sprach der Caritas ein großes Lob für ihr Engagement aus und dankte für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Wohlfahrtsverband in den vielen Themenfeldern.
Über 150 Gäste folgten der Einladung der Caritasverbände im Kreis Kleve zum diesjährigen Jahresempfang in Geldern. Und waren am Ende begeistert. Begeistert vom Vortrag "Demokratie und bürgerschaftliches Engagement" des Journalisten Heribert Prantl.Gerhard Seybert
Heribert Prantl folgte mit seinem engagierten Gastvortrag über Demokratie. "Demokratie funktioniert nicht, wenn Menschen sie nicht als Heimat erleben, wenn sie nicht vor wild gewordenem Kapitalismus schützt", mahnte Prantl. Demokratie sei mehr als Schicksal, "sie ist eine Wertegemeinschaft." Es brauche daher in der Demokratie mehr Geist. "Kein Zeitgeist, sondern Geistesgegenwart", so Prantl. Der kommenden Bundestagswahl misst der Journalist eine nie da gewesene Bedeutung bei: "Es geht nicht um das "Wer-mit-wem?", es geht um das Überleben, um unsere Schöpfung." Bei der Wahlentscheidung gehe es aber auch darum, dafür Sorge zu tragen, "dass nicht nur die Bienen nicht sterben, sondern auch unsere Demokratie."
Kritisch ging Prantl mit dem Thema Hartz IV ins Gericht. Empfänger von Hartz IV als sozial schwach zu bezeichnen, halte er für ungerecht. "Sozial schwach ist ein Staat, der nicht alles dafür tut, Menschen aus der Armut herauszuholen." Schicksal seine keine Entschuldigung, sondern eine Aufgabe. Zwar habe niemand ein Recht auf ein unbeschwertes Leben oder reiche Eltern. "Aber jeder hat ein Recht auf Hilfe", brachte es Prantl auf den Punkt. Der Autor ist auch Fürsprecher für ein soziales Jahr als Pflichtjahr. "Ein solches Jahr stärkt die Wehrhaftigkeit der Demokratie und den Zusammenhalt." Es sei ein "Einstieg in soziale Wirklichkeit" und eine Bereicherung, da jeder in einer solchen Zeit feststelle "es gibt eine Gesellschaft außerhalb der eigenen Blase". Eindringlicher Appell zum Schluss des Vortrags: "Wir brauchen das Bekenntnis zur Caritas!"
Rainer Borsch, Vorstand Caritasverband Kleve, hatte das Schlusswort.Gerhard Seybert
Nach dem Schlusswort von Rainer Borsch, Vorstand des Caritasverbands Kleve, klang bei einem Imbiss und vielfach angeregtem Austausch der Gäste der gleichermaßen inhaltsreiche wie inspirierende Nachmittag aus.