Die Fallzahlen in der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer haben sich seit 2015 fast verdreifacht, die dafür zur Verfügung stehenden Zeit- und Personalressourcen sind jedoch unverändert geblieben. Darüber sprachen nun die beiden Caritas-Vorstände Andreas Becker (Geldern) und Rainer Borsch (Kleve) und deren Fachmitarbeitende mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff (CDU). Seit 2005 bietet die Caritas im südlichen Kreis Kleve die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer an, seit 2014 auch im nördlichen Kreis Kleve. Ziel der Beratung ist es, Menschen mit gesichertem Aufenthalt - also EU-Bürger und anerkannte Flüchtlinge - in den ersten Jahren in Deutschland zu begleiten. "Zu uns kommen Menschen, die in ihrem Heimatland alles aufgegeben haben, um sich hier ein neues Leben aufzubauen", berichteten die Caritas-Beraterinnen Lea Schaffeld und Gudrun Blumenkemper. Sie beraten die Zugewanderten nicht nur beim Thema Familiennachzug, sondern unterstützen sie vor allem bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen, bei der Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche. Zu ihren Klienten zählen einerseits Flüchtlinge, aber auch Osteuropäer, die nicht mehr nur als Saisonarbeiter hierher kommen, sondern als EU-Bürger dauerhaft hier leben möchten.
Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff (Mitte) diskutierten Rainer Borsch, Lea Schaffeld und Gerd Engler (rechte Seite) vom Caritasverband Kleve sowie Andreas Becker, Gudrun Blumenkemper und Gerrit Hermans (linke Seite) vom Caritasverband Geldern-Kevelaer über die aktuelle Situation in der Migrationsberatung für Erwachsene. T. Kleinebrahm
Ab 2015 wurde die Migrationsberatung für Erwachsene auch für Menschen mit guter Bleibeperspektive geöffnet, meist sind dies Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Iran und Irak. Seitdem sind die Klientenzahlen förmlich explodiert. Während im Bundesdurchschnitt pro Vollzeitstelle 371 Klienten beraten werden, betreuen die Beraterinnen im Kreis Kleve mit eineinhalb Vollzeitstellen fast 1000 Klienten. Eine untragbare Situation, wie die Caritas-Vorstände Becker und Borsch betonten: "Wir bemühen uns, auch mit zusätzlichen Projekten mehr für die Integration zu tun, aber auch der Bund muss hier seiner Verantwortung nachkommen. Wir dürfen Integration nicht dem Zufall überlassen."
Auch Stefan Rouenhoff sieht Handlungsbedarf. Der Bundestagsabgeordnete dankte den Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre engagierte Integrationsarbeit und erklärte: "Wir haben hier im Kreis Kleve eine Sondersituation, die sich in der bisherigen Förderung nicht hinreichend widerspiegelt." Noch während der laufenden Haushaltsberatungen in Berlin will Stefan Rouenhoff nun mit einigen Kollegen aus den beiden Regierungsfraktionen Möglichkeiten ausloten, wie hier Verbesserungen erreicht werden können.
Letztlich müsse es in einem Einwanderungsland wie Deutschland sogar ein grundsätzliches Umdenken beim Thema Integration geben, forderte Gerrit Hermans, Leiter der Sozialen Dienste bei Caritasverband Gelder-Kevelaer e.V. "Wir sollten nicht mehr davon sprechen, dass Zugewanderte eine Pflicht zur Integration haben. Eigentlich müssen Zugewanderte doch ein Recht auf Integration haben", so Hermans.