Dr. Nikolaus Barth, Chefarzt in der LVR-Kinder- und Jugendpsychiatrie, fasste es zum Ende seines Vortrages auf zusammen: "Mobbing ist ein wichtiges, aber eben auch ein enorm fieses Thema. Prävention tut an dieser Stelle sehr gut." Und genau darum ging es auch beim Fachtag "Mit mir nicht!" des Arbeitskreises für Suchtvorbeugung im Kreis Kleve. Traditionell hatte dieser ins Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt Kevelaer eingeladen. 125 Teilnehmende aus Schulen, Jugendzentren, Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie Institutionen wie das BBZ, die Justiz und Jugendhilfeeinrichtungen nahmen diese Gelegenheit wahr - damit war der Fachtag ausgebucht.
"In unserer täglichen Arbeit haben wir gemerkt, dass die Nachfragen zu den Themen ,Süchte‘, ,Mobbing und Ausgrenzung‘ sowie ,Medien‘ verstärkt zunehmen. Aus diesem Grunde war das Thema für unseren aktuellen Fachtag schnell klar", sagte Jennifer Dellnitz von der Fachstelle für Suchtvorbeugung der Caritas Kleve. Ihr Pendant von der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, Petra van Bergen, ergänzte: "Es geht vorrangig darum, wie man Kinder und Jugendliche in ihrer seelischen Gesundheit unterstützt. Was stärkt mich? Wie kann ich gesünder leben? Wie kann ich mich schützen und abgrenzen? Das sind die Fragen, die wir hier und auch in Zukunft beantworten möchten."
Dazu hatte das Vorbereitungsteam ein attraktives Programm organisiert. Nach einem Stehcafé, der Begrüßung und Grußworten von Schirmherr und Landrat Christoph Gerwers sowie Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler hielt Dr. Nikolaus Barth ein Impulsreferat zum Thema "Mobbing". Der Chefarzt der LVR-Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bedburg-Hau machte deutlich, dass Mobbing immer früher beginnt und dass sich das Thema mit zunehmenden Alter von der realen in die virtuelle Welt verschiebt. "Es fängt schon im Kindergarten an, nimmt in der Grundschule seinen Lauf und erfährt mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule seinen Höhepunkt. Immer dann, wenn sich neue Peergroups gründen." Damit sind soziale Gruppen mit großem Einfluss, der sich ein Individuum zugehörig fühlt, gemeint. "Um die In- und Outgroups besser zu verstehen, bedarf es intensiver Prävention. Und die kostet Geld", sagte Dr. Nikolaus Barth.
Prävention, das ist auch das täglich Werk der Mitglieder:innen des Arbeitskreises für Suchtvorbegung. Sabine Leiting vom Team der Kriminalprävention der Polizeibehörde Kleve ist beispielsweise häufig mit den Mitarbeiter:innen der Fachstelle für Suchtvorbeugung im Kreis Kleve in den 8. und 9. Klassen der weiterführenden Schulen im Kreis Kleve unterwegs. "Dort berichten wir lebensnah von unserer Arbeit, stellen auf anschauliche Art und Weise unsere Themen vor und sind vor allem mit den Kindern und Jugendlichen im Gespräch. Dadurch entsteht eine Vertrauensbasis", sagte Sabine Leiting. Nicht selten erfahren sie so die neusten Trends - Snus zum Beispiel. Kleine, hochdosierte Tabakpäckchen, in Deutschland verboten, doch durch Profifußballer und den sozialen Medien in aller Munde. "Wenn wir in den Klassen danach fragen, gehen fast alle Hände hoch. Unsere Aufgabe ist es dann aufzuklären, auf die Gefahren hinzuweisen", berichtete Sabine Leiting und ergänzte: "Für die einen ist es ein Energiekick, für die anderen der Kreislaufkollaps."
Dass Süchte in der heutigen Zeit eben nicht mehr klassisch stoffgebunden sind und es für Kinder und Jugendliche wichtig ist, sich gut abgrenzen und schützen zu können, darauf machten auch die fünf Workshops des Fachtages aufmerksam. "Von der Ich-Stärkung über ,was raucht die Jugend?` bis hin zur Medienprävention war für jeden etwas dabei", sagt Jennifer Dellnitz und ergänzt: "Ziel des Fachtages ist es, den Teilnehmenden einen Schutzschirm mit verschiedenen Beispielen, Themen und Methoden anzubieten." Dazu gehörten auch der symbolische Schutzschirm im Eingangsbereich sowie die Ausstellung zum Bilderbuch "Mein Papa nimmt Drogen und was ist bei dir so los?", die der Arbeitskreis von der benachbarten Fachstelle "FitKids" in Wesel ausgeliehen hatten.
Info - Das ist der Arbeitskreis Suchtvorbeugung im Kreis Kleve
Der Arbeitskreis für Suchtvorbeugung im Kreis Kleve besteht seit 1993. Seit der Gründung ist seine Arbeit durch Vernetzung, Kooperationen, Öffentlichkeitsarbeit und gemeinsame Aktionen geprägt. So findet zum Beispiel alle zwei Jahre ein Fachtag statt. Mitglieder des Arbeitskreises sind der Caritasverband Kleve, die Diakonie im Kirchenkreis Kleve, das Jugendamt des Kreises Kleve, das Schulamt für den Kreis Kleve, die Jugendämter der Städte Emmerich am Rhein, Geldern, Goch und Kevelaer, der Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Kleve, die Kreispolizeibehörde Kleve und die LVR-Kliniken Bedburg-Hau. Mehr Infos auch unter www.suchtvorbeugung-kreis-kleve.de