Mehr als 150 Gäste waren der Einladung der Caritasverbände im Kreis Kleve zum diesjährigen
Jahresempfang nach Geldern gefolgt. Und erlebten einen lebhaften Podiumsdialog zwischen der ehemaligen Umweltministerin Bärbel Höhn und Weihbischof Rolf Lohmann zum Thema Wie gelingt sozial gerechter Klimaschutz? Neben Dr. Dominik Pichler, Bürgermeister der Wallfahrtsstadt Kevelaer, sprach auch der Landtagsabgeordnete Stephan Wolters ein Grußwort. Er lobte das Engagement der Caritas und bedankte sich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Wohlfahrtsverband in vielen Themenfeldern. Gleichzeitig sagte er politische Unterstützung zu, wo immer dies möglich sei.
Zuvor hatte Stephan van Salm-Hoogstraeten Vorstandsmitglied des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, in seinem Grußwort auf die Arbeit der Caritas hingewiesen, auf die man sich auch und gerade in diesen besonderen Krisenzeiten verlassen könne. "Demokratie braucht Religion", zitierte von Salm-Hoogstraeten aus dem jüngsten Buch desSoziologen Hartmut Rosa. "Ist es nicht gerade die Aufgabe der Religion, Menschen in diesen Krisenzeiten ins Gespräch und auf Augenhöhe in einen wertschätzenden, problemlösenden Austausch zu bringen?", fragte der Caritasvorstand die Anwesenden und brachte es auf den Punkt: "Demokratie braucht Religion, braucht die soziale Stimme, braucht die Sorge um den Anderen, braucht die Nächstenliebe - kurz: Demokratie braucht Caritas". Es gelte, gemeinsam Ideen und Formen zu entwickeln, um gesamtgesellschaftlich akzeptierte Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu erarbeiten - auch für den Klimaschutz. Aus diesem Grund stand der Jahresempfang ganz im Zeichen des Jahresthemas des Deutschen Caritasverbandes "Für einen Klimaschutz, der allen nutzt". Vor Beginn der Podiumsdiskussion wurde das Thema Klimaschutz aus der Sicht von Kindern beleuchtet. In einem kurzen Einspieler stellten Kinder der Kindertagesstätte Am Broeckhof und des Offenen Ganztags der Hubertusgrundschule in Kevelaer ihre Sicht auf den Klimawandel und seine Folgen dar und ermutigte die Gäste, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen. Interaktiv wurde es beim Klimafaktencheck, bei dem die Gäste mit roten und grünen Karten Aussagen zum Klimawandel als richtig oder falsch bewerten konnten. Einige Klimafakten, wie zum Beispiel der Rückgang des arktischen Eises, ließen die Zuhörer regelrecht verstummen und machten betroffen.
Mit der früheren Landwirtschafts- und Umweltministerin Bärbel Höhn und Weihbischof Rolf Lohmann war die anschließende Podiumsdiskussion ebenso prominent wie kompetent besetzt.
Beide stellten sich den vielfältigen Fragen des Publikums, die Moderatorin Andrea Franken zuvor gesammelt hatte. Sowohl die ehemalige Politikerin als auch der Weihbischof bezogen
klare Positionen. Lohmann formulierte gleich zu Beginn pointiert: "Wir können uns keinEinknicken mehr erlauben". Und weiter: "Die Gutwilligen müssen zusammenstehen und
den Klimaschutz zum Thema machen. Denn eine große Gefahr sind die Menschen, die den Klimawandel als Spinnerei abtun." Dem stimmte auch Höhn zu: "Wir müssen den irreführenden Parolen der Boulevardpresse Paroli bieten - gemeinsam mit Freunden, Bekannten und Nachbarn." Die 71-Jährige ging auch mit ihrer eigenen Altersgruppe hart ins Gericht: "Meine Generation glaubt oft, mit dem Klimawandel nichts mehr zu tun zu haben. Dabei kommen der Klimawandel und seine Folgen schneller, als man denkt. Und wir tun es für unsere Kinder und Enkel". Auch wenn Deutschland nur zwei Prozent zum globalen Klimawandel beitrage, sei das deutsche Engagement entscheidend. Höhn: "Wenn Deutschland als führende Industrienation nichts tut, sehen auch alle anderen Nationen, die in der Rangliste folgen, keine Notwendigkeit,
sich für den Klimaschutz zu engagieren. Jeder Einzelne könne etwas gegen den Klimawandel tun. "Nicht gleich alles zu 100 Prozent, sondern einfach anfangen. Starten Sie einfach und
machen das mit Freude", so Höhn. Ähnlich äußerte sich der Weihbischof zum Vorschlag, Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern zu installieren. "Solche Ideen dürfen nicht in
jahrelangen Bürokratiestreitigkeiten enden. Fangen wir einfach an!" Man müsse voran gehen, mit einer Leichtigkeit und einer Ernsthaftigkeit. Die Worte der ehemaligen Landwirtschafts- und Umweltministerin brachten die von vielen noch nicht erkannte Dramatik des Klimawandels auf den Punkt: "Wenn wir jetzt nichts ändern, wird nichts so bleiben, wie es ist".
Nach dem Schlusswort von Rainer Borsch, Vorstand des Caritasverbandes Kleve, klang der ebenso inhaltsreiche wie aufrüttelnde Nachmittag bei einem Imbiss mit nachhaltigen Produkten aus der Region und regem Austausch der Gäste aus.
Geldern-Kevelaer), Bärbel Höhn, Karl Döring (Caritasverband Geldern-Kevelaer), Weihbischof Rolf Lohmann, Bürgermeister Dr. Dominik Pichler