Kim ist verzweifelt. Die 37-Jährige sucht seit mehr als einem Jahr eine neue Wohnung in Goch. "Doch ich finde einfach nichts. Mit drei Kindern winken die meisten Vermieter sofort ab", sagt sie. Bis zum 30. September, also nur noch knapp zwei Wochen, hat sie ein Dach über den Kopf. Und danach? "Dann bleibt mir wohl nur noch eine Obdachlosenunterkunft", sagt Kim.
Kim aus Goch sucht seit mehr als einem Jahr eine Drei- bis Vierzimmerwohnung in Goch. Die 37-Jährige muss ihre bisherige Wohnung zum 30. September verlassen – der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet.Julia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Kim bezieht Bürgergeld und hat einen Minijob. Zusammen mit ihrer Freundin hat sie sich am Tag der Wohnungslosen nach Kleve aufgemacht. Ihre Hoffnung am Aktionsstand der Caritas: eine Wohnung finden. Und sie war nicht die einzige. Rita Fergen, Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen, berichtet: "Während des Aktionszeitraumes kamen sehr viele Menschen vorbei und baten uns um Hilfe. Das zeigt noch einmal ganz deutlich: Die Not ist groß."
Zum Hintergrund: Zum Tag der Wohnungslosen wollte die Caritas Kleve zwischen Vermietern und Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten vermitteln und hatte dazu in die Klever Innenstadt eingeladen. Vorab wurden mehr als 40 Wohnungsgesuche gesammelt und mehr als 50 kommunale Vermieter persönlich angeschrieben. "Wir wollen vermitteln und Menschen, die es besonders schwer haben, eine Wohnung zu finden, Gehör verschaffen", sagte Rita Fergen vorab.
Das Team der Wohnungslosenhilfe der Caritas Kleve: Rita Fergen (v.l.n.r.), Max Zigan, Felix Vogel, Hannah Jörissen, Ivica Banovic-Drmic und Niklas Schloten.Julia Lörcks/Caritasverband Kleve e.V.
Umso ernüchternder war es, dass kein öffentlicher Vermieter und auch keine große Wohnungsbaugesellschaft den Weg in die Klever Innenstadt gefunden hat. "Wir wissen auch, dass der Markt kaum freie Wohnungen hergibt, aber wir hätten uns zumindest über einen offenen und konstruktiven Austausch gefreut", sagt Rita Fergen und ergänzt: "Unsere Aufgabe ist nicht die Wohnraumvermittlung, gleichwohl begleiten wir Menschen, die Unterstützung benötigen. Hier sind eventuell auch kreative Lösungen gefragt."
Eine kreative Lösung bot eine Kleverin an. Die Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte, wohnt allein in einer knapp 80 Quadratmeter großen Dreizimmerwohnung in der Innenstadt. "Ich habe von der Aktion gehört und überlege, ob ich ein Zimmer von mir untervermiete", sagt sie. Ihre Kontaktdaten hat sie an dem Morgen abgegeben.
Info - Tag der Wohnungslosen
Der Tag der Wohnungslosen am 11. September macht auf die Lebenssituation von Menschen ohne eigene Wohnung aufmerksam. Ziel ist es, die oft unsichtbare Not dieser Menschen in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken und für Solidarität, Unterstützung und politische Lösungen zu werben. Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter: Sie reicht von Menschen, die dauerhaft auf der Straße leben, bis hin zu jenen, die in Notunterkünften, bei Bekannten oder in prekären Wohnsituationen untergebracht sind. Ursachen können vielfältig sein - von finanziellen Schwierigkeiten und Arbeitslosigkeit über psychische Belastungen und Krankheit bis hin zu familiären Konflikten. Der Tag ruft dazu auf, die Rechte wohnungsloser Menschen zu stärken, gesellschaftliche Ausgrenzung abzubauen und Wege in ein würdevolles, sicheres Wohnen zu eröffnen. 2025 steht der Aktionstag unter dem Motto: "Politik in die Pflicht nehmen - Wohnungsnot beenden".